Der Ertrunkene des Himmels

Januar 28, 2009

Gewebter Schmetterling, Gewand

an die Bäume gehängt,

ertrunken im Himmel, hinab gerissen

zwischen Böen und Regen, allein, allein, gedungen,

Kleidung und Haar in Fetzen

und von Luft zerfressne Mitten.

Unbeweglich, so widerstehst du

der heiseren Nadel des Winters,

dem Strom luftigen Wassers, das dich irre verfolgt. Himmels-

Schatten, Taubengezweig,

nachts zerbrochen zwischen den toten Blumen:

ich bleibe stehen und leide,

wenn, gleich einem langsamen kälteerfüllten Klang,

du deine vom Wasser gepeitschte Abendröte verbreitest.

 

Pablo Neruda

¿fake swiss?

Juli 30, 2008

nach einer endlos scheinenden reise mit viel zu wenig entertainment und fehlendem ueblichen sitznachbar talk bin ich in costa rica gelandet. wie zu erwarten in dieser jahreszeit wurde ich mit reichlich regen willkommen geheissen, aber auch mit einer innigen umarmung und einem farbenpraechtigen blumenstrauss. kaum zuhause angekommen wurde mir auch gleich essen angeboten und was ist da bei einem schweizer gast naheliegender als einheimischer kaese, genannt palmito. nun, damit konnte man mich nicht wirklich ueberzeugen, das gummige etwas war zwar nicht ungeniessbar, aber bestimmt kein echter kaese. zumindest die konfituere ueberzeugte den patriotisch wahelerischen gaumen. so schlief ich in meiner ersten nacht in san josé erschoepft, satt und durchaus zufrieden ein.

der jetlag legte mich die ersten tage mehr flach, als dass er mich das gespannt erwartete amerika entdecken liess. noch nichts von abenteuer in den dichten dschungeln, kein erklimmen der hohen vulkane, hoechstens ein spaziergang durch die city und deren einkaufszentren. dabei konnte ich mich aber prima mit einigen museumsbesuchen (gold- und jademuseum) auf die fremde kultur einstimmen. so fremd ist sie denn auch nicht. die menschen fahren zwar groessere autos, haben viele moviechannels und tausend mac’s und burger king’s, sonst ist das pura vida ganz nach meinem geschmack. der regen, der gegen mittag einsetzt, macht mir hoechstens etwas muehe. er laesst mich fuerchterlich frieren bei den vulkanbesuchen, den essen in den restaurants, die alle offen sind (und wenn nicht sind es bestimmt die fenster), sogar beim socializen nach dem latintanzkurs, der doch so schoen eingeheizt hatte. die ticos finden es sehr eingenartig mich, die kaelteerprobte schweizerin so bibbern zu sehen. ist ja auch nicht normal, so kalt ist es mit tiefsttemperatur 17 grad nun nicht. aber was soll ich tun, ich bin wohl doch eine fake swiss. wobei ich mich mit den loechern in den strassen definitiv nicht heimisch fuehle. die gehoeren nun mal nur in den kaese.

Versuch

Juni 5, 2008

Dharamsala, Indien (immer noch), und es regnet. Der perfekte Zeitpunkt einen Versuch zu starten. Der Versuch: Wie bringe ich den versaeumten dreieinhalb Monate Erlebnisbericht zu Papier. Nun, ich beginne am besten wo ich aufgehoert habe.

Die restliche Reise mit meiner lieben Schwester war wunderbar. Wir haben weitere holprige, ewig dauernde Busfahrten hinter uns gebracht, haben das wirkliche Suedindien in Udupi erlebt, sind dort in einem Doerfchen am Strand gehaust, meilenweit in der prallen heissen Sonne zum Fruehstueck gewandert (Dosas und Idli, nothing else to eat), sind schockgleich ins touristische Fort Cochin uebergewechselt, genossen dort die Vornehmlichkeiten, den Bohemian Touch mit Kunst und Kultur. Natuelich konnten wir es nicht lassen, die gruenen Teeplantagen in Munnar zu besichtigen, die frische Luft in den Bergen ist einfach herrlich. Auch das Wildlife im Nationalpark Peryar war trotz vermissten Elefanten ein Erlebnis. Nebenbei konnte man sich ganz prima entspannen bei einer Ayurvedamassage. Der kroenende Abschluss war der Hausbootausflug in die Backwaters von Kerala. Tagelang auf dem Wasser schippern, die Stille, die Fischer, die nette Lounge zum chillen….. Das war nicht ganz das Ende unserer gemensamen Reise, der kurze Stopp in Kollam ist jedoch nicht weiter ewaehnenswert. Ok, Sabine hat den Kauf eines Sari sehr amusiert.

Fuer mich hiess es dann auf zu Amma’s Ashram, direkt am Meer gelegen. Amma ist die Hugging Mother. Sie war zwar nicht da zu diesem Zeitpunkt, ich wollte aber unbedingt diese reinigende Panchakarmakur machen. Ich habe mich also unter die Obhut von Sushila, der liebevollen Ayurvedaaerztin begeben und mich fuenf Wochen mit den verschiedensten Treatments behandeln lassen. Das Erlebnis war spannend, denn da gab es nicht nur nette Massagen, im Gegenteil, die Einlaeufe zum Beispiel waren gar nicht mein Ding. Trotzdem habe ich die Zeit sehr genossen, habe nebenbei viel an den Ashramaktivitaeten teilgenommen (Bahjansingen, Meditieren, Seva (freiwilliger Dienst)) und viele interessante Menschen getroffen. Und dann kam auch schon Amma zurueck und ich durfte einige reinigende Umarmungen empfangen. Sie ist eine aussergewoehnliche Person. Das habe ich spaetestens auf ihrer Tour erlebt, welcher ich fuer neun Tage beiwohnte. Diese Tour fuehrte mich nicht nur an einige mir zuvor unbekannte Orte in Kerala. Ich kam auch ganz schoen an meine Grenzen. Da man viel mithilft um die ganze Geschichte am laufen zu halten, kommt man zu sehr wenig Schlaf. Die vielen Menschen und die Hitze machen die Situation nicht einfacher. Und Amma meistert ihr Programm mit links: Sie umarmt tausende von Menschen waehrend vielen Stunden, schlaeft kaum, isst kaum und laechelt immer noch jeden liebevoll an. 

Vor einer Woche bin ich wieder Richtung Norden gereist. Nach einem kurzen Aufenthalt im friedlichen Fort Cochin flog ich nach Delhi. Viel zu heiss und busy, nach so langer Zeit in einem Ashram. Wieder bin ich aus den Armen der flirrenden City gefluechtet, diesmal schon nach zwei Tagen. Hier in  Dharamsala ist der richtige Ort, um nicht einen Hitzeschlag zu bekommen, um ein bisschen entspannen zu koennen und zur Abwechslung einer anderen Kultur, den Tibetern naeher zu kommen. Ja, und schon sehr bald heisst es auf nach Hause. Wo auch immer mein Zuhause ist und sein soll.

uff- endlich hab ich mich muehsam an das ufer des indischen lebenflusses geschleppt. nicht, dass er reisst, vielleicht manchmal, aber es laesst sich eben einfach so schoen darin treiben. nun will ich euch aber nicht laenger hinhalten, los gehts:

die erste woche in delhi hat mich krank gemacht. nicht nur das sehr kalte wetter, ich hatte einfach schnell die nase voll und wollte mehr sehen als nur family. also hab ich mich aufgemacht nach vrindavan. dies ist etwas suedlicher, die temperaturen liessen davon nicht viel erahnen. so hab ich den ganzen januar ueber gefroren, meistens nachts. nicht die kaelte war das uebel, es ist fuer uns europaeer nur nicht ueblich so ohne heizung auszukommen. aber das war auch wirklich das einzige unangenehme ueberhaupt.

nach dem shoppingleben, dem eingenebelt sein in zigarettenqualm und abgase war das ashramklima himmlisch. vrindavan besteht fast nur aus tempeln. den ganzen tag zu beten und meditieren liegt jedoch nicht drin. so habe ich mich mit gratis essen an arme verteilen, kochen, putzen, waschen und streichen betaetigt, das tat so gut, wieder mal eine aufgabe zu haben. des abends haben wir diskutiert, gesungen und eben gefroren.  again family, mit so viel liebe und herzenswaerme ist jedoch jede kaelte verflogen.

widerwillig machte ich mich nach zweieinhalb wochen auf nach rushy delhi. dort wurde ich von einigen netten franzosen, die ich teilweise schon bei meiner ankunft kennen gelernt habe, willkommen geheissen. wieder verflog die zeit wie in windeseile, alles hat sich ineinandergefuegt, und ich liess das uhrwerk ticken.  so landete ich praktisch mit meiner schwester in goa, im heissen goa.

hier im sueden ist es nochmal etwas anders, vorallem wegen dem wetter. an der kueste ging ein erfrischender wind. was will man mehr als palmen, meer, frische saefte, ein gutes buch. ferien pur. das musste einfach wieder mal sein fuer einige tage. wir haben uns einen sehr ruhigen strand ausgesucht, mandrem, ein nettes resort, sind in unserer einfachen bambushuette richtig zufrieden gewesen. wieder traf ich menschen, die mein herz erwaermt haben, diese story ist aber eine andere und wird den einen oder anderen vielleicht mal auf eine andere weise erreichen. 

fotografieren kommt etwas zu kurz, mal sehen ob ich es intensivieren kann. fuer eine laengere diashow reicht es allemal. und da gibts ja dann auch mehr details. zum beispiel uber den banyantree und den durchgeknallten deutschen lehrer.

weiter nun mit buchstabenmaterial. inzwischen sind wir in hampi. hier gibts unglaubliche steinhaufen, berge. und wieder viele tempel, diesmal vorallem zerfallende. manchmal ist es so heiss, dass es am schoensten ist in einem kleinen restaurant am fluss oder auf einem rooftop zu chillen, einfach zu sein, nichts zu denken, wieder an einem freshen saft zu nippeln und das alte leben zu vergessen. manchmal ist es wirklich so, als wuerde mein schweizerdasein aus meinem gedaechtnis radiert. doch es ist dann schon noch da, einfach ganz weit vergraben, in den hirnwindungen, weit drinnen.

hui, ich wusste es wird die zeit nicht reichen euch alles mitzuteilen. einmal begonnen plaetschert auch der wortfluss nur so vor sich hin, unaufhoerlich. jedoch muss er gestoppt werden. bald holt uns der rikshawallah ab und faehrt uns zur naechsten busstation, von wo aus wir nach udupi geholpert werden. es sei denn, die strassen werden etwas besser, eher nicht anzunehmen. ja, und bis dahin haben wir einen netten abschiedslunch am mangotree, lassen es und nochmal gutgehen mit unseren neuen freunden, um schon wieder einmal mehr abschied zu nehmen.

happy landing

Januar 4, 2008

indien hat mich wieder, heil und heiter. more to come…..

letzte woche

Oktober 16, 2007

letzte woche habe ich es beobachtet im emmental. ganz leise und unauffällig bewegte sich diese wolke fort. am himmel. schaukelte rauf, dann runter, schwenkte elegant nach links, trennte sich und fand sich nach kurzer zeit wieder. tanzte schwarz und filigran vor dem grauen herbstnebel über den weichen grasgrünen hügeln. am himmel.

es ist wieder so weit, dacht ich mir, die vögel versammeln sich, ziehen in die ferne. da spürte ich den frieden in meinem herzen, war berührt von der einfachheit, der schönheit dieser szene. einer inneren stimme horchend, darauf vertrauend findet sich der richtige zeitpunkt zum gehen. zur veränderung. und es wird kalt, wird dunkel und bald schon eisiger winter werden. dann werden die vögel nicht mehr hier sein. ich werde es ihnen gleich tun, der flug ist gebucht.

Stars und Sternchen

Juni 26, 2007

Da bin ich doch ganz knapp nicht wie vorhergesehen in den Bollywoodhimmel eingegangen. Gestern kam die Anfrage, ich hab sie zugunsten meiner wichtigen Arbeit zum sozialen Wohle abgesagt. In welchem Streifen ich beinahe meine Karriere gestartet habe, gibt’s hier zu lesen:  http://www.20min.ch/tools/suchen/story/31267428

Zugegeben bin ich nicht gerne zurück gekehrt. Es gab Durststrecken, schwierige Momente, ich bin manchmal an meine Grenzen gestossen, ganz sanft nur zwar, aber da waren unbekannte, unvertraute, unangenehme Gefühle, denen man nicht mal schnell ausweichen konnte. Glücklicherweise habe ich es geschafft, mich gewissen Kuturdifferenzen anzupassen, habe mich phasenweise in die Andersartigkeit fallen lassen. Was dabei herauskam ist eine noch grössere Liebe zu diesem Land, zu seinen Bewohnern und den Unverständlichkeiten. Und ich sitze wieder in meinem Zuhause voller Sehnsucht nach meiner Heimat in der Ferne.

Keine Sekunde will ich aber all diese Erfahrungen missen, die Zweifel vor der Reise, die Überwindung trotzdem zu gehen, die Begegnung mit neuen und alten Bekannten (hi mr. singh, by the way and sorry for not saying goodbye), die Shikarafahrten, die Fütterungen mit Bata (soviel Reis wie in diesen 2 Wochen habe ich in meinem ganzen Leben nicht gegessen), die Fürsorge „meiner“ Familie, die unzähligen Verwandtenbesuche mit unzähligen Chaiofferierungen (und nein, ich mag nicht noch ein biscuit essen, wirklich nicht), die Gespräche mit Glücklichen und Unglücklichen, mit Reichen und Armen, die vielen Stunden um nachdenken zu können, nachdenken zu müssen, die Trauer um den kürzlich verstorbenen Vater, die Berge, die Adler, die Algen, die so mystisch geleuchtet haben in der obersten Schicht der Gewässer, die inspirierende Ferienlektüre, der Unmut über alle und alles in der Mitte der drei Wochen, den fiebrigen Nachmittag eingehüllt in Decken und bepackt mit einer brühend heissen Wärmeflasche, die Radieschen (dort bekannt als salad), die einem die Tränen in die Augen schiessen lassen vor Schärfe, und und und. Ach, die Liste ist beinahe endlos weiterführbar will man allem und jedem gerecht werden, ein Ding der Unmöglichkeit. Was jedoch nicht unmöglich ist, ist erneut zu gehen, bald. Vielleicht etwas später. Und dann reihen sich neue Wörter, neue Sätze, neue Erlebnisse in die Geschichte, vervollständigen das Bild, erweitern die Erkenntnisse und intensivieren vielleicht die Liebe. Insch’Allah.

Ungewohnt

April 20, 2007

Hier wird gerade das kleine nette Internetstuebchen von einer Horde Canadier gestuermt. Sehr ungewohnt, bin ich doch meist die einzige Besucherin, erst recht die einzige Auslaenderin. Nicht nur das ist ungewohnt, ich werde naemlich als vollstaendiges Familienmitglied betrachtet. Das kann unangenehme Nebenwirkungen haben, wenn man bedenkt, dass es sich um eine Muslimfamilie handelt. Ich setze keinen Fuss mehr alleine aus dem Haus. Koennt ihr euch das vorstellen? Ich ebenfalls nicht. Und doch, es geht. Irgendwie ist es sogar angenehm. Wenn man sich damit arrangiert.

Sonst hat es mir besonders der Kashmiri Kawa angetan. Und die Natur, nicht zu vergessen. So sind dann die wenigen Trekkings ein Abenteuer, die Landschaften traumhaft. Und die Leute natuerlich wie immer sehr offen und freundschaftlich. Der Nachbar will mich unbedingt zum Dinner einladen, nachdem er mit mir Business gemacht hat. What else.

Nach einem Ausflug auf dem Wasser und einem in die Berge inklusive Ponyride, gehts morgen nochmal in die Mountains. Dort koennte ich even Skifahren, wenn ich wollte. Genau das, was ich mir in meinen Indienferien vorgestellt habe. Aber eben. Alles etwas ungewohnt hier.

Da sass ich doch gestern tatsaechlich fast den ganzen Tag in einem bruetend heissen Zivilstandsamt in Delhi. Ich wurde sehr spontan von Anja und Baschir als Trauzeugin eingesetzt, nebst einem Bruder und einem Cousin. Als der muehsame und aeusserst korrupte Beamte fragte wer ich bin, meinten die Inder natuerlich die Cousine aus der Schweiz. Wir sind ja schliesslich alle Brueder und Schwestern. So eine Heirat ist echt unglaublich aufwendig und nervtoetend. Jedenfalls wenn man die Braut aus dem gut organisierten Ausland ist. Doch auch diese Story hatte ein Happy End und die beiden sind nun offiziell verheiratet. Congratulations!

 Seit einigen Stunden weile ich im Norden und bin stolze Besitzerin eines ausgesprochen romantischen Hausbootes. Hier herrscht das pure Gegenteil zu Delhi. Alles ist ruhig und friedlich und irgendwie frisch. Die Fische blubbern im See, die Greiffvoegel kreisen ueber ihnen und mein Boot schaukelt leise hin und her. Ich werd bestimmt himmlisch schlafen…….