Versuch

Juni 5, 2008

Dharamsala, Indien (immer noch), und es regnet. Der perfekte Zeitpunkt einen Versuch zu starten. Der Versuch: Wie bringe ich den versaeumten dreieinhalb Monate Erlebnisbericht zu Papier. Nun, ich beginne am besten wo ich aufgehoert habe.

Die restliche Reise mit meiner lieben Schwester war wunderbar. Wir haben weitere holprige, ewig dauernde Busfahrten hinter uns gebracht, haben das wirkliche Suedindien in Udupi erlebt, sind dort in einem Doerfchen am Strand gehaust, meilenweit in der prallen heissen Sonne zum Fruehstueck gewandert (Dosas und Idli, nothing else to eat), sind schockgleich ins touristische Fort Cochin uebergewechselt, genossen dort die Vornehmlichkeiten, den Bohemian Touch mit Kunst und Kultur. Natuelich konnten wir es nicht lassen, die gruenen Teeplantagen in Munnar zu besichtigen, die frische Luft in den Bergen ist einfach herrlich. Auch das Wildlife im Nationalpark Peryar war trotz vermissten Elefanten ein Erlebnis. Nebenbei konnte man sich ganz prima entspannen bei einer Ayurvedamassage. Der kroenende Abschluss war der Hausbootausflug in die Backwaters von Kerala. Tagelang auf dem Wasser schippern, die Stille, die Fischer, die nette Lounge zum chillen….. Das war nicht ganz das Ende unserer gemensamen Reise, der kurze Stopp in Kollam ist jedoch nicht weiter ewaehnenswert. Ok, Sabine hat den Kauf eines Sari sehr amusiert.

Fuer mich hiess es dann auf zu Amma’s Ashram, direkt am Meer gelegen. Amma ist die Hugging Mother. Sie war zwar nicht da zu diesem Zeitpunkt, ich wollte aber unbedingt diese reinigende Panchakarmakur machen. Ich habe mich also unter die Obhut von Sushila, der liebevollen Ayurvedaaerztin begeben und mich fuenf Wochen mit den verschiedensten Treatments behandeln lassen. Das Erlebnis war spannend, denn da gab es nicht nur nette Massagen, im Gegenteil, die Einlaeufe zum Beispiel waren gar nicht mein Ding. Trotzdem habe ich die Zeit sehr genossen, habe nebenbei viel an den Ashramaktivitaeten teilgenommen (Bahjansingen, Meditieren, Seva (freiwilliger Dienst)) und viele interessante Menschen getroffen. Und dann kam auch schon Amma zurueck und ich durfte einige reinigende Umarmungen empfangen. Sie ist eine aussergewoehnliche Person. Das habe ich spaetestens auf ihrer Tour erlebt, welcher ich fuer neun Tage beiwohnte. Diese Tour fuehrte mich nicht nur an einige mir zuvor unbekannte Orte in Kerala. Ich kam auch ganz schoen an meine Grenzen. Da man viel mithilft um die ganze Geschichte am laufen zu halten, kommt man zu sehr wenig Schlaf. Die vielen Menschen und die Hitze machen die Situation nicht einfacher. Und Amma meistert ihr Programm mit links: Sie umarmt tausende von Menschen waehrend vielen Stunden, schlaeft kaum, isst kaum und laechelt immer noch jeden liebevoll an. 

Vor einer Woche bin ich wieder Richtung Norden gereist. Nach einem kurzen Aufenthalt im friedlichen Fort Cochin flog ich nach Delhi. Viel zu heiss und busy, nach so langer Zeit in einem Ashram. Wieder bin ich aus den Armen der flirrenden City gefluechtet, diesmal schon nach zwei Tagen. Hier in  Dharamsala ist der richtige Ort, um nicht einen Hitzeschlag zu bekommen, um ein bisschen entspannen zu koennen und zur Abwechslung einer anderen Kultur, den Tibetern naeher zu kommen. Ja, und schon sehr bald heisst es auf nach Hause. Wo auch immer mein Zuhause ist und sein soll.